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Experte Gesalow sieht die russischen Behörden in der Pflicht
Der Publizist Alexander Gesalow hat die ersten 16 Jahre seines Lebens in sowjetischen Kinderheimen verbracht. Alle zwölf Jugendlichen seines Jahrgangs, die wie er 1984 nach dem Schulabschluss dem Heim entwachsen waren und auf eigenen Beinen stehen mussten, sind inzwischen tot. Gesalow selbst berät heute die russische Bürgerkammer in Sozialfragen und engagiert sich in Wohltätigkeitsorganisationen wie „Rawnowessije" (Gleichgewicht) für Waisenkinder. In Kürze wird er zum vierten Mal Vater.
Alexander Gesalow ist einer der bekanntesten russischen Kinderschutzexperten. / Wikipedia
Herr Gesalow, ist das russisch-amerikanische Adoptionsabkommen ein Schritt in die richtige Richtung?
Es ist eher ein Versuch, die Muskeln spielen zu lassen, und wiederholt ansonsten, was bereits gängige Praxis war.
Aber bestand nach den Vorfällen in den USA nicht tatsächlich Handlungsbedarf?
Das größte Problem ist die Unvollkommenheit unseres eigenen Adoptionssystems. Die Behörden gewähren Adoptiveltern nicht die nötige Unterstützung. Auch deshalb lassen sich viele auf dieses Unterfangen gar nicht erst ein. Neugeborene und Kleinkinder sind noch relativ leicht zu vermitteln. Aber wenn die Kinder einmal das fünfte, sechste Lebensjahr überschritten haben, nimmt die Zahl der Interessenten rapide ab.
Für Kinder mit angeschlagener Gesundheit, heißt es, sind Ausländer überhaupt die einzige Chance.
Wobei viele „kranke" Kinder in Wirklichkeit gesund sind. Damit sind wir wieder bei den Eigenheiten des russischen Sozialwesens. Den Kindern wird eine fiktive Krankheit untergeschoben, weil der Staat der betreffenden Einrichtung dann mehr Geld für den Unterhalt zahlt. Das bedeutet aber auch, dass der Junge oder das Mädchen zur Geisel dieser Diagnose wird, denn sie erschwert eine Adoption.
Was ist Ihre Erfahrung mit ausländischen Adoptivfamilien?
Ich bin mit beiden Händen für Auslandsadoptionen. Während von den Kindern hier keiner etwas wissen will, sind sie in ihren neuen Familien so gut aufgehoben, dass man sie gar nicht wiedererkennt - im positiven Sinne. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe solche Kinder gesehen.
Manche kommen aber auch vom Regen in die Traufe.
Das sind Einzelfälle. Ich halte das Risiko trotzdem für gerechtfertigt, vor allem, wenn man bedenkt, was bei uns in Russland alles passiert. So ist zum Beispiel die Quote der Kinder, die von Pflegefamilien wieder an Heime zurückgegeben werden, beträchtlich.
Was schlagen Sie vor?
Das gesamte Bemühen muss darauf ausgerichtet sein, Kinder dauerhaft in Familien unterzubringen. Wer Waise bleibt, der bleibt es sein ganzes Leben. Die meisten sind überfordert, wenn sie später auf sich selbst gestellt sind, und nicht in der Lage, eine Familie zu gründen.
Das Interview führte Tino Künzel.
http://www.mdz-moskau.eu/?p=9317
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