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Der Millionär, der keiner sein will

16.02.2010

Ðàçäåëû:

Telfs. Karl Rabeder traf eine Entscheidung, die vielen als radikal, ihm aber als nur logisch erschien: Der Millionär verkaufte seine Wohn­accessoires-Firma und ist derzeit dabei, seine Villa in Telfs per Hausverlosung an den Mann zu bringen (www.luxusvillatirol.at). Mit dem Erlös zahlt er zum einen die Hausdarlehen zurück, zum anderen finanziert er damit Projekte, die sein künftiges Leben bestimmen werden: Ein ehrgeiziges Mikrokredite-System für Lateinamerika nach dem Muster von Nobelpreisträger Muhammad Yunus. Rabeders Ansatz ist aber ein etwas anderer: Er sammelt Kapital in Europa für dieses Mikrokredit-Projekt (www.mymicrocredit.org). „Mit 250 Euro kann sich ein Gemüsebauer mit einem Folienhaus selbständig machen und seine Familie ernähren." Erste Erfahrungen zeigen, dass die Mikrokredite teilweise bereits nach der ersten Ernte zurückgezahlt werden können und den Menschen eine echte Starthilfe geben.

„Die Menschen im Westen können viel von den Leuten in Lateinamerika lernen, vor allem authentisches Leben", sagt Rabeder, der den Kontinent durch sein früheres Hobby Segelfliegen kennengelernt hat: „Es war ein Geschenk, dass ich die Segelflug-WM 2006 trotz Favoritenrolle nicht gewonnen habe", sagt er. Denn das habe ihn erkennen lassen, dass die Hetze des Spitzensports nicht das war, was er suchte und brauchte. „Es ist ein Irrglaube, dass mehr zu haben beruhigend ist und noch mehr zu haben noch beruhigender. Es ist das Gegenteil der Fall: Mehr zu ­haben, technische Spielzeuge für die Männer oder Handtaschen für die Frauen, bringt nicht mehr Freiheit und nicht mehr Glück", sagt er heute.

Haus und Hof verkauft

Rabeder hat radikale Konsequenzen daraus gezogen. Er verkauft praktisch alles, was er hat und lebt bescheiden („eine Zweizimmerwohnung reicht mir"). Und er unterstützt Waisenhäuser in Lateinamerika sowie seine Mikrokredit-Projekte. Im nächsten Jahr sollen über diese ­Systeme schon zehn Agrarlehrer ­ausgebildet sein und 100 neue ­selbstständige Existenzen geschaffen worden sein. Rabeder will sich nicht nur finanziell entrümpeln, sondern auch in seinen Gedanken: Er betreibt „Informationsfasten": Man sollte „im Hier und Jetzt leben und die inneren Stimmen abstellen, die alles bewerten und kommentieren, statt selbst zu leben". Rabeder möchte künftig „echt leben und der Stimme meines Herzens folgen". Und das will er auch anderen Menschen vermitteln, in Vorträgen, Dia-Shows, Seminaren: „Ich kenne nur wenige wirklich Reiche, die auch glücklich sind. Die meisten, das unterstelle ich, spielen nur auf glücklich. Aber ich kenne sehr viele Arme, die zum Teil auch sehr hart arbeiten, die sind glückliche Menschen."

http://www.wirtschaftsblatt.at/home/401152/index.do

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